Papenburg

Hinter den Kulissen der Kreuzfahrtschiffe - Ein Besuch in der MEYER Werft

Seit Jahrzehnten schippern die Ozeanriesen auf den Weltmeeren herum, vorbei an exotischen Ländern, und spätestens seit dem „Traumschiff“ schwärmen wir alle von einer wundervollen Kreuzfahrt ins Paradies. In den letzten Jahren erlebte die Kreuzfahrtindustrie einen regelrechten Boom. Dies spürte auch ein Unternehmen, welches für den „Geburtsort“ der Riesenpötte steht – die MEYER WERFT.

Sie ist derzeit die größte und modernste Werft der Welt und wichtigster Arbeitgeber für Papenburg und Umgebung. Mit über 3.500 Mitarbeitern vor Ort, die tagtäglich präziseste Arbeit leisten in riesigen Produktions- und Baudockhallen, konstruiert die MEYER Werft jährlich zahlreiche Kreuzfahrtschiffe, Flussschiffe und Fähren, maßgeschneidert nach den Wünschen der Reedereien.

Auch ich ließ mir einen Blick hinter die Kulissen in diesem sprichwörtlich großartigen Unternehmen nicht entgehen. Doch der Rundgang war besonders exklusiv, da er von einem bekannten Mitarbeiter persönlich durchgeführt wurde. Hierfür wurde sich schon vorab um unsere Anmeldung gekümmert, da das Werftgelände nur nach vorheriger Registrierung betreten werden darf. Für den Rundgang werden einem dann Besucher- bzw. Tagesausweise inklusive Schutzhelm zum Arbeitsschutz ausgehändigt. Alle anderen Besuchergruppen können sich eigenständig online vorab anmelden und einen offiziellen Rundgang durch das Besucherzentrum erleben.

Den Riesenpötten ganz nah

Wir hingegen bestaunten das Gelände nicht durch Glasbrücken, sondern live „von unten“. Dabei bemerkt man bereits wie hoch die Wände der Werft eigentlich sind und wie klein man sich dagegen vorkommt. Unser Rundgang begann im Eingangsbereich, in welchem sich der Empfang befindet und Glasvitrinen eindrucksvolle Exponate der konstruierten Schiffe ausstellt. Bereits die Dampfer nur in Miniatur zu erleben, ist genial. Gegründet wurde die MEYER Werft übrigens im Jahre 1795 durch Willm Rolf Meyer und befindet sich mit dem heutigen Geschäftsführer Bernhard Meyer im siebten Familienbesitz. Damit ist klar, dass diese Werft von Erfahrung sprechen kann. Rund 50 Kreuzfahrtschiffe wurden bisher für die internationalen Reedereien fertiggestellt. Global ist die MEYER Gruppe auch vernetzt mit vielen externen Partnerunternehmen. Außerdem gehören die NEPTUN Werft in Rostock sowie die MEYER TURKU in Finnland zur Werftgruppe. 

Doch nun zum spannendsten Teil. Während wir durch viele Produktionshallen mit unzählig vieler Technik, Kabeln und Rohren spazierten, kamen wir endlich in der Wichtigsten an – die Halle 6. Hier standen die damals (2019) aktuellsten Pötte im Bau. Bei meinem Besuch bestaunte ich den Rohbau der „Iona“ der britisch-amerikanischen Reederei P&O und die „Encore“ der amerikanischen Reederei Norwegian Cruise Line. Erstaunlich war hierbei, dass man schon die einzelnen Kabinen und Gänge erkennen konnte. Selbst die Kapitänsbrücke lag im Rohbau „auf dem Fußboden“ und das dazugehörige Logo ebenfalls. Doch dahinter befand sich hauptsächlich nur Folie.

Feinste Technik

Was am interessantesten dabei ist, ist das sogenannte „Blockbau-Prinzip“ oder „Lego-Prinzip“. Der Mitarbeiter der Werft erklärte uns, wie das Schiff Stück für Stück von seinen Einzelteilen (mehr als 15 Millionen) in die fertigen Blöcke (bis zu 80 pro Schiff) zusammengesetzt wird. Die Kreuzfahrtschiffe werden demzufolge nur noch mittels feinster Computertechnik vorab in ihre Einzelteile zerlegt und wie Lego-Steine zusammengebaut. Dabei entsteht eine unglaubliche Fließbandarbeit.

"Früher benötigte die Werft für ein Schiff drei Jahre. Heute werden drei Schiffe in nur einem Jahr fertiggestellt."

Unglaublich! Damit die vielen Einzelteile auch richtig halten, werden sie mit Hilfe spezieller Lasertechnik verschweißt. Dabei erreicht die MEYER Werft auch wieder einen Rekord. Sie besitzt das größte Laserzentrum Europas. 

Der Zukunft voraus

Doch die MEYER Werft steht auch für Innovationen und Nachhaltigkeit. Das wird hier ganz großgeschrieben. Im August 2018 verließ ein Kreuzfahrtschiff der Extraklasse die Werft. Den Vorgang nennt man übrigens Ausdocken. Die Rede ist von der „AIDAnova“ – das erste Kreuzfahrtschiff mit LNG-Antrieb (Flüssigerdgas). 10 Jahre tüftelten die Mitarbeiter an der Vorplanung, damit das derzeit sauberste Schiff der Welt die Weltmeere bezwingen kann.

Doch damit nicht genug. Auch zukünftig forscht die Werft eifrig an weiteren klimaneutralen Emissionen wie zum Beispiel durch den Gebrauch von Brennstoffzellen. Hier soll mit Hilfe von Wasserstoff und Sauerstoff Energie erzeugt werden. Die Tests sind ebenfalls wieder an der AIDAnova geplant. 

So innovativ wie die MEYER Werft ist, setzt sie nicht nur ihren Fokus auf Erfolg im Schiffsbau, sondern legt auch Wert auf eine ausreichende Work-Life-Balance mit beispielsweise betriebseigener Kindertagesstätte, denn die Mitarbeiter liegen der MEYER Werft am meisten am Herzen. Ein toller Arbeitgeber und definitiv empfehlenswert für einen interessanten Rundgang hinter die Kulissen der Kreuzfahrtschiffe!

Hinweis: Der privat geführte Rundgang durch die MEYER Werft fand durch einen Mitarbeiter der Werft statt. Daher kann dieser vom üblichen Rundgang im Besucherzentrum abweichen. Informationen zu Preisen und Angeboten sind online auf der Homepage der Werft ausgewiesen. Alle anderen Angaben sind ohne Gewähr. Aktuelle Informationen unter: www.meyerwerft.de

Adresse

Meyer Werft GmbH & Co. KG
Industriegebiet Süd
26871 Papenburg

Info: Aktuell (2022) lässt sich das neue Kreuzfahrtschiff “Disney Wish” der Reederei Disney Cruise Line vor den Toren der MEYER Werft bestaunen. 

Ahoi, Eure Julia!

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