Stade

Apfelblüte im Alten Land - Ausflugstipp Stade

Lange, kalte und graue Wintermonate weichen langsam einer erwachenden Natur. Die Sonne schickt im April ihre ersten wärmenden Strahlen vom tiefblauen Himmel. Hier und da ziehen ein paar Schäfchenwölkchen vorbei und spenden etwas Schatten. Die milde Luft fühlt sich wohltuend für die Haut an und das schöne Wetter weckt in einem die ersehnte Unternehmungslust. Es ist Frühling! Perfekt für einen Roadtrip in der eigenen Umgebung!

Den Gedanken hatten auch wir und schlugen mit dem Auto eine Fahrt durchs “Alte Land” ein. Als der Teil der niedersächsischen Elbmarsch südlich der Elbe und westlich von Hamburg gelegen, dehnt es sich auf einer Fläche von über 100 Quadratkilometern aus.  Dabei wählten wir eine wunderschöne Strecke über Land und verließen zunächst den Stadtteil Finkenwerder sowie den zum “Alten Land” gehörenden Stadtteil Neuenfelde. Die Elbe war linker Hand stets unser Begleiter. Radfahrer und Spaziergänger auf den Deichen genossen ebenfalls das tolle Ausflugswetter und den Blick auf die herrliche Natur. Dabei konnten wir das pure Frühlingsglück auf unserer Fahrt durch die hübsche Landschaft des “Alten Landes” förmlich im Auto spüren. Nacheinander reihten sich Bäume entlang der viel befahrenen Landstraßen und die herrlichen Magnolienbäume blühten in ihrer vollen Pracht in den Vorgärten. Ein Baum wirkte schöner als der andere!

Hanseatische Romantik

Hauptziel unserer Tour war die mittelalterliche Hansestadt Stade. Am südwestlichen Ufer der Unterelbe gelegen, circa 45 Kilometer westlich von Hamburg und 60 Kilometer südöstlich von Cuxhaven entfernt, befindet sich Stade im gleichnamigen Landkreis in Niedersachsen am Rande des “Alten Landes”. Umgeben von überwiegend flachem Marschland (Elbmarschen) und der Stader Geest, gehört die Stadt bis heute zur Metropolregion Hamburgs sowie zu einem bedeutungsvollen Wirtschafts- und Kulturzentrum des Elbe-Weser-Raums mit mehr als 47.000 Einwohnern.

Aus nördlicher Richtung kommend, erreichten wir die historische Stadt über die “Hansestraße” und parkten unser Auto bequem auf dem Parkplatz “Beim Salztor”. Auch der davorliegende “Parkplatz Hafen” bietet ebenfalls genügend Stellplätze. Ein Hauch von maritimem Flair wurde beim Blick über den Burggraben sowie dem kleinen “Stadthafen” erweckt. Die kleine Marina ist heute Gewerbe- und Ausgangshafen für zahlreiche Erlebnisfahrten und Segelsportler.

Übrigens steht der Name “Stade” im Mittelniederdeutschen für “Ufer, Küste und/oder Hafen”. Womit wir beim nächsten Erkennungsmerkmal wären. Durch Stade hindurch fließt die “Schwinge”, welche uns auf unserem Stadtbesuch stets begleitete. Über die “Salzstraße” folgten wir dem Weg hinein in die halbkreisförmige Altstadt. Diese überraschte uns bei unserem ersten Besuch mit ihrem herrlich pittoresken Charme aus Fachwerk, Wasserläufen und hanseatischer Historie. Auch wenn der hanseatische Titel Stades auf den ersten Blick nicht mit auftaucht, so zeugt diese besondere Stadt an der Elbe bis heute in ihrem Inneren von den charakterlichen Zügen einer alten Seehafenstadt.

Der alte “Hansehafen” kann dabei von einer uralten Geschichte erzählen. Mehr als 1000 Jahre lang ermöglichte er den Bewohnern Stades einen reibungslosen Handel und galt damals als strategisch wichtiger Übergangsort der Elbe. Bis heute stellt er das Herzstück der Stadt dar. Doch im Jahre 1601 wurde Stade “verhanst”, sprich, aus der Hansestadt ausgeschlossen. Den Titel holte sich die Stadt jedoch über einen Prozess von vier Jahren vieler bürokratischer Antragsstellungen wieder zurück. Seit 2009 kann sich Stade demzufolge nach 400 Jahren wieder erfolgreich als “Hansestadt” bezeichnen.

Anders als der zuvor erwähnte moderne “Stadthafen”, ist der historische “Hansehafen” allerdings seit den 1960er Jahren als Folge der verheerenden Sturmflut im Februar 1962 nicht mehr schiffbar. Dennoch erinnern zahlreiche Sehenswürdigkeiten drumherum an die blühende Hansezeit im Mittelalter. Dazu gehört unter anderem der historische “Holztretkran” aus dem 13. Jahrhundert. Dieser ist baugleich mit dem Lüneburger Tretkran, allerdings nicht drehbar. Im Mittelalter transportierte er große Mengen an schwerer Ladung und konnte bis zu 4,1 Tonnen heben. Heute beherbergt er in seinem Inneren eine Ausstellung zu seiner Geschichte sowie des Hafens.

Über den “Fischmarkt” schlendernd, begrüßten wir die “Fischfrau” von Frijo Müller-Belecke und bewunderten die vielen gut erhaltenen Fachwerkhäuser, welche meist aus dem 17. Jahrhundert stammen und teilweise sogar noch älter sind, wie zum Beispiel das “Bürgermeister-Hintze-Haus” mit seiner Fassade im Renaissancestil aus dem Jahre 1621. Leider machte der große Stadtbrand 1659 vor der Altstadt keinen Halt und zerstörte fast zwei Drittel der Gebäude, was sich an den vielen Restaurationen erkennen lässt. Heute schmücken den Fischmarkt Blumenbeete, alte Gaslaternen, neckische Cafés und Restaurants. Auch bei unserem Besuch im April herrschte entspannte Betriebsamkeit und ein Hauch von süßem Crêpes-Duft lag in der Luft.

Alles schwedisch oder was?

Die halbkreisförmig verlaufende Schwinge führte uns ebenfalls vorbei am “Kunsthaus Stade”, einem ehemaligen Speicherbau aus dem 17. Jahrhundert und heutiges Ausstellungshaus für verschiedenste Kunstveranstaltungen. Das typisch hanseatische Kaufmannshaus ragt als höchstes Gebäude in der Zeile “Wasser West” am “Hansehafen” heraus.

Unser Blick wanderte weiter zu einem großen barocken Backsteingebäude mit der Aufschrift “Museum”, welches seit den 1970er Jahren hier zahlreiche Gäste empfängt, doch leider zu unserem Besuch geschlossen hatte. Die Rede ist vom “Schwedenspeicher”- einem ehemaligen Speicher- beziehungsweise Provianthaus für die damalige schwedische Garnison. Über 16.000 Reichstaler kostete der Bau zu jener Zeit. Doch warum kommt einem hier alles schwedisch vor? Nachdem die Herzogtümer Bremen und Verden den 30-jährigen Krieg 1648 verloren hatten, fiel Stade als Kriegsentschädigung an Schweden. Es folgten 67 Jahre lang schwedische Besatzung und Stade wurde zum Hauptsitz der schwedischen Verwaltung. Das skandinavische Land wollte den niedersächsischen Standort zur Festungsstadt ausbauen, was am heutigen “Burggraben” noch gut zu erkennen ist.  Heute beinhaltet der “Schwedenspeicher” ein Museum, welches die Archäologie und Geschichte des Elbe-Weser-Raums sowie Stades Stadtgeschichte anschaulich dokumentiert. Seit den 1970er Jahren werden hier übrigens auch die “Schwedenwochen” zelebriert und eine Städtepartnerschaft mit Karlshamn wird ebenfalls gepflegt.

Wer sich vor Ort einen restlichen Überblick über das Zentrum verschaffen will, sollte am besten einen Blick auf das bronzene Stadtbild in Miniatur direkt vor dem Museum werfen. Hier lassen sich die Straßenverläufe ganz gut von oben erkennen. Unser Spaziergang führte uns weiter in Richtung “Hökerstraße”, die mit allerlei Geschäften zum Shopping einlädt, vorbei am “Alten Rathaus” Stades. Mit seiner urigen Weinschänke, welche bereits im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde, gehört sie zu den ältesten Ratskellern Deutschlands.

Erkundungstipps

Beim Spaziergang solltet ihr auch unbedingt einmal in die schmalen Gassen einbiegen. So umgeht man zum einen den Besucherstrom und zum anderen entdeckt man noch das ein oder andere Highlight der Stadt, wie zum Beispiel die “St. Cosmae-Nicolai (St. Cosmae et Damiani)”, eine aus Backstein erschaffene evangelisch-lutherische Kirche. Mit ihrer achteckigen Haube und dem circa 62 Meter hohen Turm prägt sie bis heute das Stadtbild Stades. Weiter südlich gelegen zog uns der Blick des “Schiefen Turm von Stade” auf sich. So könnte er wohl offiziell heißen, denn der Turm der evangelisch-lutherischen “St. Wilhaldi” - Kirche, welche ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert stammt, hat eine leicht schiefe Neigung mit seinem flachen Pyramidendach und der Wetterfahne obendrauf.

Von hier aus gelangten wir über die “Schiefe Straße” und die “Reeperbahn” zurück zur Hauptstraße “Salztorswall” und wanderten auf den 12 Meter hohen Georgshügel mit seinem Kriegsmonument der “Güldenstern-Bastion”.

Frühlingsidyll am Wasser

Doch nun war es auch einmal Zeit für eine kleine Verschnaufpause. Im herrlichen Aprilwetter suchten wir uns ein sonniges Plätzchen direkt am Ufer des Burggrabens und nahmen auf dem hölzernen Steg zum Picknick Platz. Bunte Entenfamilien und Kanufahrer zogen vorbei und ließen uns in der idyllischen Natur entschleunigen.

Über den “Salztorswall”, die Einkaufsmeile “Holzstraße” und den “Pferdemarkt” zurück, begaben wir uns nach einem wunderschönen, frühlingshaften Ausflug wieder zurück in Richtung Hamburg.

Hinweis zur Anfahrt: Stade ist aus Richtung Hamburg kommend, über die A26 oder die B73 erreichbar. Letztere gilt aufgrund der statistischen Anzahl an Verkehrstoten als eine der gefährlichsten Straßen Deutschlands. Wer einen bequemeren Weg wählen möchte, hat ebenfalls die Möglichkeit, Stade per ÖPNV zu erreichen. Seit 2007 ist die Hansestadt Teil der Hamburger S-Bahnlinie S3, welche ungefähr in Spitzenzeiten alle 20 Minuten die Metropole mit der ländlichen Hansestadt in einer Stunde verbindet. In den Nächten am Wochenende verkehren allerdings keine Züge und zu den Hauptverkehrszeiten, besonders im morgendlichen Berufsverkehr, ist die Linie meist verspätet und überfüllt. 

Gute Fahrt, Eure Julia!

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