Flache Wiesen und Felder soweit das Auge reicht, gemütlich grasende Friesenpferde und ein steife Brise - wer den Nordwesten Deutschlands schon einmal bereist hat, weiß, dass hier ein besonderes Flair herrscht. Hier und da hört man noch ein wenig Plattdeutsch und die neckischen Altstädte machen ihrem holländischen Nachbarn im Stadtbild Konkurrenz. So ähnlich würde ich meine Fahrt ins Emsland bezeichnen, genauer gesagt in die nördlichste Stadt des Landkreises, nach Papenburg. Dort machte ich mich auf zu einem viertägigen Besuch meiner ehemaligen Kommilitonin und guten Freundin. Die hanseatische Stadt grenzt unmittelbar an den ostfriesischen Landkreis Leer an und befindet sich nur knapp 15 Kilometer von Holland entfernt. Doch als Deutschlands älteste und längste Fehn-Kolonie (Ansiedlung in Moorgebieten) sowie den vielen Brücken in der Innenstadt, wird Papenburg auch als das „Venedig des Nordens“ bezeichnet.
Aus Richtung Hamburg kommend, erreicht man den Ort per Zug in ca. 3,5 Stunden. Die Strecke beinhaltet eine Fahrt mit dem regionalen Metronom bis nach Bremen Hauptbahnhof, auf welchem man einen Umstieg (ca. 30 Minuten) einplanen muss und führt mit dem ICE weiter in Richtung Papenburg über Stopps u.a. in Delmenhorst, Oldenburg, Bad Zwischenahn und Leer. Fast hatte ich trotz einem völlig überfüllten ICE, indem ich mehr als die Hälfte der Strecke stehen musste, den Glauben an die Deutsche Bahn wiedergefunden. Fahre ich doch selbst selten damit. Doch kurz vorm Ziel in Westerstede, als ich dann endlich einen Sitzplatz hatte, blieb die Bahn auffallend lange am Bahnsteig stehen. Ein technischer Defekt! Super, ich hatte mein Vertrauen in die Bahn also doch wieder verloren. Somit holte mich meine Freundin dort vom Bahnhof ab.
Wer sich die Zugfahrt ersparen möchte, kann auch gerne per Auto anreisen. Die Fahrtzeit ist natürlich vom Verkehr und gewählter Strecke unterschiedlich. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten anzukommen.
Flixbusse fahren leider aktuell nicht direkt nach Papenburg.
Leider begrüßte das Wetter mich trotz Sommerzeit nicht von seiner schönsten Seite. Schon bei der Ankunft in Westerstede wurde es grauer und grauer bis sich auf der Fahrt nach Papenburg der Regen über uns ergoss. Die meiste Zeit blieb es aber recht trocken, dennoch begleiteten uns immer wieder ein paar bedrohlich aussehende, dunkle Wolken und eine doch recht frische Brise. So ist es nun mal hier im hohen Norden! Der Regenschirm sollte auf alle Fälle immer eingepackt werden!
In der Stadt Papenburg gibt es selbstverständlich ausreichend Einkaufsmöglichkeiten, um sich während seines Urlaubs versorgen zu können. Neben ALDI, Edeka, NP-Markt und Netto, ist hier auch die norddeutsche Supermarktkette Combi vertreten. Für mich war diese tatsächlich als gebürtige Harzerin bis dato unbekannt. Dennoch ist der Supermarkt inklusive Bäcker sehr schön aufgebaut und hat ausreichend Ware zu bieten.
Während meines Aufenthaltes in Papenburg, entschied ich mich mit meiner ortskundigen Freundin das türkische Restaurant „Bosporus“ (Hauptkanal Rechts 33) zu besuchen. Leider muss man sagen, dass das Essen zwar in Ordnung war, die Bedienung an unserem Abend hingegen zu Wünschen übrig ließ. Dennoch ließen wir uns dies nicht vermiesen und genossen unseren Sitzplatz, welcher sich draußen direkt gegenüber an dem schön angelegten Mühlensteinbrunnen und der Meyers Mühle befand.
Auch wenn Papenburg abends etwas leer und verloren erscheint, gibt es dennoch gemütliche Kneipen und Pubs, in welche es sich lohnt auf ein oder zwei Drinks einzukehren. Besuchenswert ist der „Limerick Pub“, welcher sich zentrumsnah in der Friederikenstraße befindet. Die urige Kneipenbar überzeugt im irischen Stil mit seinem gemütlichen Ambiente und der äußerst netten Bedienung. Neben dem klassischen Guinness werden hier auch unzählig viele Spirituosen und Cocktails angeboten. Für das Entertainment sorgt ein Flatscreen an der Wand, welcher an das feierliche Ausdocken der AIDAnova und weiteren Schiffen der Meyer Werft eindrucksvoll erinnert.
Das wohl markanteste an Papenburgs Altstadt sind die vielen Kanäle, welche die Stadt durchfließen. Die kleinen Küstenkanäle mit ihren Klappbrücken verleihen dem Stadtbild einen romantischen Charme. Besonders schön ist es, am Hauptkanal entlangzuspazieren. Hier in der Fußgängerzone passiert man unterwegs kleine Geschäfte, die zum Bummeln einladen. Dabei fällt einem eigentlich sofort auf, dass Papenburgs Bauarchitektur der, der niederländischen stark ähnelt und man gleichzeitig das Gefühl bekommt, in Holland unterwegs zu sein. So tickt eben der Nordwesten Deutschlands.
Folgt man dem Hauptkanal bis zur Kreuzung Rathausstraße/Hauptkanal rechts und links kann man das Museumsschiff „Friederike von Papenburg“ bestaunen - das Wahrzeichen Papenburgs und Teil des Schifffahrtsmuseums. Dieses ist übrigens öffentlich zugänglich. Von hier aus fällt auch der Blick auf das eindrucksvolle Rathaus mit seiner schlossartig gepflegten Grünanlage, inmitten welcher ein Anker und drei Bronzetafeln die Partnerschaft mit der französischen Stadt Rochefort-Sur-Mer symbolisieren.
Direkt gegenüber befindet sich das Arkadenhaus – ein sehr stilvoller Ort, an dem man viele tolle Sachen entdecken kann. Es ist nicht nur gleichzeitig ein Hotel – das Hotel „Friedrich Freiherr von Schwarzenberg“ – sondern auch eine Art „Shoppingmeile“. Denn der „Marktplatz“ im Erdgeschoss führt durch verschiedene stylish eingerichtete Bereiche wie ein Café, Bistro, Restaurant, eine Eisdiele, eine Kinderspielecke, eine Sitzbibliothek oder einem Expressbereich, in welchem zahlreiche kulinarische Highlights erworben werden können. Alles beruht auf dem neuartigen Konzept des „Self-Service“. Ein Rundgang lohnt sich hier allemal!
Direkt neben dem Arkadenhaus befindet sich die Sankt-Antonius-Kirche, welche im neugotischen Backsteinstil errichtet wurde und die katholische Stadtpfarrkirche Papenburgs darstellt.
Als weiteres Highlight gilt der Stadtpark von Papenburg auf der westlichen Seite des Hauptkanals. Dieser Wohlfühlort bietet ausreichend Platz für entspannte und erholsame Spaziergänge, Radtouren oder Relaxing-Momente. Mit anderthalb Kilometer langen Wegen durch wunderschön angelegte Blumenbeete, prachtvolle Pflanzen und modern architektonischen Grünanlagen lässt es sich aushalten. Dabei darf natürlich das Wasser auch nicht fehlen, befinden sich doch zwei große Teiche mit Wasserfontäne inmitten des Parks. Und dass hier die Blumen, Bäume und Rasenflächen so florieren hat auch seinen Grund – 2014 fand hier nämlich die 5. Niedersächsische Landesgartenschau statt.
Wer im Ort den Stadtpark sucht, kann sich übrigens an „Meyers Mühle“ (Hauptkanal rechts) orientieren. Diese wurde im 19. Jahrhundert erbaut und wird unter anderem in der Fachsprache „Galerieholländer“ genannt, da Papenburgs Stadtbild durch die Holländerwindmühlen bis heute geprägt ist. Die Inneneinrichtung besteht teilweise sogar noch aus dem Gründungsjahr.
Doch der Nachname Meyer scheint nicht nur durch die Mühle in Papenburg bekannt zu sein, pflegt doch ein sehr bedeutsames Unternehmen in der Region einen international hoch angesehenen Ruf. Die Rede ist von der MEYER Werft. Mehr dazu erfahrt ihr hier.
Weitere Aktivitäten und Ausflugstipps rund um Papenburg erfahrt ihr hier.
Ein weiteres Wahrzeichen Papenburgs ist der „Alte Turm“ im Stadtteil Obenende. Er ist das Überbleibsel der ersten katholischen Kirche des Stadtteils und ein Nachbau des Leuchtturms von Riga.
In Papenburg lässt es sich übrigens auch sehr gut Radfahren. Zahlreiche gut ausgebaute Radwege durchziehen die Innenstadt und führen beispielsweise hinaus Richtung MEYER Werft und Ems. Hier direkt hinter dem Deich lässt es sich entspannt mit Blick über die weite, flache Landschaft radeln.
Zum Zeitpunkt meines Aufenthaltes erlebten wir das „Street Food Festival“ am Stadtpark, auf welchem man zahlreiche Buden beim Kochen der exotischsten Gerichte beobachten und natürlich auch probieren durfte. Begleitet von coolen Beats und kulinarischen Genüssen, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, bot Papenburg ein wirklich tolles und gut besuchtes Sommerevent.
Papenburg ist wirklich ein ganz besonderer Ort mit langjähriger Geschichte, ostfriesischer Tradition, herzlichen Menschen und einem eindrucksvollen Alleinstellungsmerkmal, von welcher wohl nicht jede 35.000-Seelen-Stadt sprechen kann. Die MEYER Werft war hierbei für mich das absolute Highlight auf meinem Trip. Ich danke an dieser Stelle nochmals meiner lieben Freundin und ihrem Freund, welche sich herzlich um mich gekümmert und mir ein wundervolles Wochenende in ihrer Heimatstadt beschert haben. Ich komme definitiv wieder!
"Papenburg ist eine wunderschöne, kleine Stadt. Die vielen Kanäle machen sie einzigartig und sind Zeugen ihrer Geschichte. Ich bin stolz auf meinen Heimatort und gehe hier nicht mehr weg."
(Melina)