Bernkastel-Kues

Weinfest der Mittelmosel

Die Mosel ist nicht nur ein Outdoor- und Wanderparadies zwischen herrlicher Weinbergskulisse. Nein, sie ist auch Austragungsort für alljährlich und überregional bekannte Weinfeste. Die Moselaner sind stolz auf ihre weltberühmte Weinkultur und finden jedes Jahr erneut einen Anlass, diese ausgiebig und feucht fröhlich zu würdigen. Ein Blick in den Kalender kann bei der Urlaubsplanung daher nicht schaden. Vor allem, wenn man einmal “live” bei dem berauschenden Spektakel dabei sein möchte. So zog es auch uns Anfang September nach Bernkastel-Kues, um das hochgepriesene “Weinfest der Mittelmosel” mitzuerleben. Immer am ersten Septemberwochenende verwandelt sich die Moselpromenade auf der Bernkasteler Seite in eine “Weinstraße”.

Achtung: Die Durchfahrtsstraße Gestade (B53) ist hier extra gesperrt und wird über die Moselbrücke (L47) durch Kues direkt umgeleitet.

In dieser Zeit befindet sich Bernkastel-Kues im Ausnahmezustand! Wir ließen uns gleich in erster Sekunde vom Weinfieber mitreißen und entdeckten entlang der Weinstraße zahlreiche Bratwurst- und Pommesbuden sowie Süßwarenstände (Crêpes, Churros, Lebkuchenherzen etc.) aber natürlich auch die beliebten Winzerstände, welche sich nach den Ortschaften entlang der Mittelmosel aneinander reihten. Da lasen wir zum Beispiel Graach, Wintrich, Wehlen, Zeltingen, Rachtig, Neumagen-Dhron, Piesport, Erden, Ürzig, Mühlheim, Zell, und so weiter. Ganz am Ende der “Weinstraße” machten die “Jungwinzer Mittelmosel” mit einem besonderen Weinangebot auf sich aufmerksam. Mit dieser vielfältigen Auswahl kann sie sich als die längste Weinprobierstraße der Mittelmosel kühren. Stets begleitet von stimmungsvoller Blasmusik auf drei verschiedenen Bühnen (Gestade, Karlsbader Platz, Marktplatz) geht die ausgelassene Stimmung inmitten des Ortskerns weiter und bietet neben weiteren Essensständen auch Bier- und Weinausschank an. Souvenirläden, Bäckereien und weitere Geschäfte haben ebenfalls durchweg am “Weinfest-Wochenende” geöffnet. 

Und endlich! Nach zwei Jahren Coronapause, konnte zu unserem Besuch (2022) die Veranstaltung wie gewohnt wieder stattfinden. Der Andrang war selbstverständlich groß und lockte neben uns auch zahlreiche Gäste aus ganz Deutschland und den Nachbarländern nach Bernkastel-Kues. Dabei stand uns in einer Broschüre das tägliche Weinfest-Programm strukturiert zur Verfügung. Von Donnerstag bis Dienstag wird hier ausgiebig gefeiert und allen Besuchern kulinarische und musikalische Darbietungen geboten, sodass man sich fast den ganzen Tag nur hier aufhalten kann. Am ersten Abend jenes Donnerstags (unserem Ankunftstag) stand alles unter dem Motto “Weinprobierabend”. Hier konnte verkostet werden, was das Zeug hielt. Ob lieblich, halbtrocken, trocken, feinherb oder Spätlese, für jeden Weinliebhaber sollte hier der Lieblingswein dabei sein. Und mal ganz ehrlich! Bei solch einer Kulisse schmeckt es doch immer am besten! Nach Trommelwirbeln und Paukenschlag warteten wir dann gespannt auf den feierlichen Umzug als offiziellen Auftakt des Weinfestes. Schwarz-gelb gekleidete Spielleute von Bernkastel-Kues zogen marschierend im Gleichschritt an uns vorbei und endeten an der Bühne der Weinstraße. Gegen 19:00 Uhr folgten wir dem Programmhighlight “Moselbümchen trifft auf Winzerkittel”. Alle in Moseltracht gekleidete Damen erhielten dabei ein Präsent sowie ein Mit-Mach-Paket zur späteren Verlosung. Die Herren der Schöpfung stachen mit ihren feinblau gestreiften Winzerhemden und den roten Halstüchern, welche sie teils mit einer Streichholzschachtel zusammenhielten, ins Auge. Auf uns wirkten sie damit eher wie friesische Fischer, ähneln sich die Hemden doch sehr in ihrem Äußeren. Neben flüchtigen Bekanntschaften, lustigen Gesprächen, ein paar Tropfen Riesling im Gaumen standen wir plötzlich schunkelnd vor der Bühne und sangen fröhlich den Refrain des regional bekannten Liedes “Oh Mosella” mit. Mit der Ansprache des Bürgermeisters von Bernkastel-Kues war die Weinstraße nun feierlich eröffnet.

Je näher das Wochenende kam, desto mehr ist auch auf den Straßen im Winzerstädtchen los. Freitags stehen die Highlights “Empfang der Mosella bzw. deren Krönung” sowie die “offizielle Eröffnung des Vergnügungsparks”, welcher sich am westlichen Moselufer in Kues (Saarallee/Nikolausufer) befindet, auf dem Programm. Hier tummeln sich eher Familien und Jugendliche zwischen all den verrückten Fahrgeschäften. Wir bevorzugten keine Kirmes, sondern das echte, authentische Weinflair auf der anderen Moselseite. Am Abend füllten sich die Gassen zunehmend und die Essens- und Getränkestände arbeiteten auf Hochtouren. Bei lauwarmen Spätsommerstunden schauten wir mit einem Glas Riesling in der Hand lieber der jungen Blaskapelle namens “Brassers” aus der Eifel am Marktplatz zu, welche sogar moderne Hits von Bruno Mars spielte. Getreu dem Motto “Genuss auf ganzer Linie” geht das Weinspektakel am darauffolgenden Samstag so weiter. Auch, wenn das kulinarische Angebot nach dem dritten Tag eintönig wirkte und ich keine Bratwurst zum Abendbrot mehr sehen konnte, genossen wir dennoch immer wieder aufs Neue die musikalischen Darbietungen der vielen Live-Bands und Blaskapellen. So lockte uns die ausgelassene Stimmung des Publikums auf den Marktplatz, auf dessen Bühne die holländische Blaskapelle “De Zwiebels Crew” so richtig einheizte! Mit altbekannten Songs aus den letzten Jahrzehnten wie “Hotel California”, “Sound of Silence”, “Sierra Madre”, “Rosamunde” oder “Atemlos” wurden wir ebenfalls komplett in ihren Bann gezogen und fieberten der tollen Musik mehreren Stunden mit. Dabei vergaßen wir ganz die Weingläser mitzuzählen, die wir schon intus hatten. Wie viele waren es doch gleich? Völlig beschwipst und überglücklich fielen wir nach jedem Weinfest-Abend ins Bett.

Doch das eigentliche i-Tüpfelchen wartete noch auf uns. Am letzten Tag unseres Besuchs (Sonntag) wurden wir zum krönenden Abschluss mit einem Feuerwerk der Meisterklasse belohnt. Was ursprünglich immer samstags als Highlight geplant war, wurde dieses Mal sonntags durchgeführt und auch nicht, wie sonst üblich von der “Burg Landshut”, sondern von der Moselbrücke. Wir waren bereits gespannt und hatten wohl den besten Ausblick, den sich jeder Besucher nur so wünschen kann. Denn am ersten Abend unseres Weinfestes machten wir eine äußerst nette Bekanntschaft mit einem älteren, einheimischen Moselehepaar, welche uns so herzlich in ihre Runde aufnahmen und am Ende auf ihre heimische Dachterrasse inklusive Panoramablick über die Weinberge einluden. Natürlich konnten wir dieses Angebot nicht ausschlagen!  Mit drei lautstark schallenden Schüssen wurde das Höhenfeuerwerk dann um Punkt 21:00 Uhr eingeläutet und übertraf all meine Erwartungen. Noch nie zuvor hatte ich solch ein brillantes Leuchtspiel am Himmel gesehen. Bei all dem kunterbunten Farbspiel wusste ich gar nicht, wo ich zuerst hinsehen sollte. Kein Wunder! Denn der Organisator dieses funkelnden Spektakels nahm selbst an den Weltmeisterschaften der Feuerwerkswettbewerbe teil. Wie glitzernder Goldregen prasselten die letzten riesigen Feuerwerksfontänen auf uns ein, bis es in der Dunkelheit erlosch und nur noch der jubelnde Applaus des Publikums zu hören war.

Winzerumzüge, farbvolle Trachten, wohlschmeckende Genüsse, stimmungsvolle Bands und Blaskapellen machen das “Weinfest der Mittelmosel” zu eines der größten in der Moselregion und sorgen für ein süffiges und feuchtfröhliches Erlebnis der besonderen Art. Ein Muss für alle Weinfans!

Hinweis: Auf dem “Weinfest der Mittelmosel” wird ausdrücklich auf das Verbot von Fahrrädern sowie den Verzicht auf die Mitnahme von Hunden hingewiesen.  

Weitere Aktivitäten und Ausflugstipps an der Mosel erfahrt ihr hier. 

Zum Wohl, Eure Julia!