Die Mosel

“O Mosella du hast doch so viel Wein.

O Mosella trinkst du den Wein allein?

In deinem Garten Eden wächst doch der Wein für jeden.

Und ohne Wein kann ich nicht sein.

Oh Mosella!”

 

(Refrain aus dem Lied “Oh , Mosella” von Kurt-Adolf Thelen)

Auf 544 Kilometer Länge, plätschert seit Menschengedenken einer der wohl bedeutungsvollsten Flüsse durch den Südwesten unseres Landes. Nach der Maas ist die berühmte Mosel der zweitlängste Nebenfluss des Rheins und entspringt in den französischen Vogesen. Im deutsch-französisch-luxemburgischen Dreiländereck bildet sie seit langer Zeit die Grenze zu Deutschland. Durch ein windungsreiches Tal schlängelt sie sich dann schlangenförmig hinauf durch das Saarland und Rheinland-Pfalz. Vorbei an einer Reihe von zahlreichen Moseltälern, Winzerdörfern und historischen Burgruinen, mündet sie zuletzt in Koblenz in den Mittelrhein. Die Einheimischen, die sich entlang der Mosel angesiedelt haben, werden bis heute liebevoll “Moselaner” genannt und sind stolz auf eine einzigartige Weinkultur vor ihrer Haustür.

Die Mosel entdecken

Wer die wunderschöne Mosellandschaft erkunden will, hat zahlreiche Möglichkeiten, ob zu Fuß, per Rad oder Schiff. Wanderfans sollten auf der “Moselweinstraße”, dem “Moselhöhenweg” oder den beliebten 365 kilometerlangen “Moselsteig” fündig werden. Radfahrer dürften auch auf ihre Kosten kommen, bietet der 311 kilometerlange “Mosel-Radweg” eine herrliche Tour durch die vielfältige Weinlandschaft. Nicht zu vergessen ist der Blick vom Wasser aus. Unzählige Ausflugsdampfer, Kanutouren oder gefragte Flusskreuzfahrten bieten eine perfekte Alternative als Fortbewegungsmittel zum Bestaunen der moselländischen Landschaft an und schippern in Tages- oder Wochentouren den abwechslungsreichen Flussverlauf hinunter oder hinauf. Selbst die New York Times kürte die Mosel in ihrer Ausgabe “52 Places to Go in 2016”. Na dann!

Weinbaugebiet Mosel

Sicherlich ist die Mosel nicht nur ein fantastisches Naturparadies für Outdoorliebhaber und Aktivtouristen, nein, hier spielt der Wein die Hauptrolle. Inmitten von fantastischen Reblandschaften und hügeligen Mischwäldern mit steilen Hängen, windet sich die Mosel durch eines der schönsten Weinbaugebiete Deutschlands zwischen Hunsrück und Eifel im Rheinischen Schiefergebirge sowie entlang ihrer Nebenflüsse Saar und Ruwer. Berge, die wie gekämmt aussehen, bestimmen dabei überwiegend das Landschaftsbild.  Mit über 8.000 Hektar bewirtschafteter Fläche, nimmt sie Platz 5 der größten Weinbaugebiete Deutschlands ein. Wenn auch nicht die Nummer eins, kann die moselländische Weinlandschaft sich an der wohl internationalen Bekanntheit erfreuen. Doch wie kam der Wein überhaupt an die Mosel?

Uralte Geschichte

Vor über 3.000 Jahren brachten die Römer ihr Wissen und ihre langjährige Erfahrung mit der Weinbautradition ins Moselland. Kein anderes der insgesamt 13 deutschen Weinbaugebiete kann auf solch eine lange Geschichte zurückblicken. Dies lässt sich heute noch verfolgen. Das Winzerdorf Neumagen-Dhron zwischen Piesport und Trier soll angeblich der älteste Weinort unseres Landes sein. Ein Grabmal eines römischen Weinhändlers aus dem 2. Jahrhundert zeugt heute davon. Im nur 4 Kilometer weiter nördlich gelegenen Nachbarstädtchen Piesport wurde bei Ausgrabungen sogar eine der größten römischen Kelteranlagen, welche jemals nördlich der Alpen existierte, entdeckt.

Gebiet der Rekorde

Dass das deutsche Moseltal von teils stark steilen Weinbergshängen geprägt ist, sollte beim Erstbesuch jedem Urlauber sofort ins Auge fallen. Fast schon unheimlich und schwindelerregend hoch wirken sie, sobald man sich ihnen auf den unten gelegenen Straßen mit dem Auto nähert. Diese Einzigartigkeit gibt es tatsächlich nur hier zu bestaunen. Während in Italien und Spanien der Wein eher auf flachen Ebenen angebaut wird, gilt die Moselregion mit ihren rund 3.500 Hektar Weinbergen in Steillagen, als das größte Steillagenweinbaugebiet der Welt. Dabei variieren die vielen verschiedenen Steil- und Terrassenlagen in ihrer Neigung. Eine besondere Weinbergslage erzielt dabei schon den nächsten Rekord! Zwischen den bekannten Moselstädten Cochem und Zell (Mosel), befindet sich der ”Bremmer Calmont” - Europas steilster Weinberg - mit einer Neigung von 68 Grad. Damit ist er sogar steiler als die Skisprungschanze im bayerischen Oberstdorf. Doch warum bauen die Mosel-Winzer  ihren Wein überhaupt in solch schwierigen Lagen an?

Hervorragende Anbaubedingungen

Wer beim Wandern im Wald oder in den Weinbergen den Blick einmal nach unten schweifen lässt, dem wird auffallen, dass eine sehr bekannte Steinart den Boden der Moselgegend bestimmt. Anthrazitfarbene, dünne Schindeln schimmern aus dem Erdboden schichtartig heraus. Die Rede ist von Schiefer. Die Schiefergesteinsböden haben dabei eine äußerst wichtige Funktion, die für das Wachstum der Reben essentiell ist. Da Wein viel Wärme benötigt, kann der Schiefer ihn damit großzügig versorgen. So wird geschiefert und die Bruchstücke auf die Weinberge unter die Reben gebröselt. Dadurch werden die Wurzeln zum einen vor Trockenheit und Hitze geschützt und zum anderen bei Regen die Minerale in die Erde gespült. Sie verleihen den Weinen dann am Ende eine ganz besondere mineralische “Schiefernote”. Die Schieferplatten speichern tagsüber die Sonnenenergie und geben diese dann zu kühleren Stunden oder nachts an die Pflanze ab. Somit sind die Schieferlagen an der Mosel die ersten, an denen der Schnee im Winter wieder schmilzt. Gleichzeitig versorgt der Schiefer die Weinreben mit wichtigen Mineralstoffen und sorgt somit für einen optimalen Boden. Eine weitere Funktion kann sich in den terrassenartig angelegten Reblagen erkennen, welche meist durch eine dicke Schiefermauer abgegrenzt werden. Wie ein Spiegel kann der Schiefer hierbei die warmen Sonnenstrahlen reflektieren und ein warmes Klima für seltene Tiere und Pflanzen erzeugen. So kann es einem schon passieren, dass die meist eher in den südeuropäischen Ländern vorkommenden, wuseligen kleinen Echsen über den Weg laufen.

Doch der Wein profitiert nicht nur von der Wärme, er benötigt vor allem auch besonders viel Licht. Um ideal gedeihen zu können, kommen ihm die einzigartigen Steillagen zu Gute. Logischerweise sind die Südhänge entlang der Mosel hier die Hauptgewinner.  Je steiler der Hang, desto mehr Sonnenstrahlen können auf ihn fallen. Normalerweise gibt es solch eine senkrechte Sonneneinstrahlung eher nur in Äquatornähe, doch die Mosel selbst hilft den Steillagen dabei, das Sonnenlicht zu reflektieren und die Weinberge teils bis in die Abendstunden zu bestrahlen. Zudem unterstützt die Mosel den Weinbau, indem sie die tagsüber gewonnene Wärme speichert sowie stets zu allen Tageszeiten starke Temperaturschwankungen ausgleicht. Damit verhindert sie die Gefahr vor schädlichem Frost.

Fazit: Außergewöhnliche Steillagen, perfekte Sonneneinstrahlungen, wärmespeichernde und mineralhaltige Schieferböden und ein begünstigendes Moselklima, begründen die beschwerliche und nicht zu unterschätzende Knochenarbeit der Winzer.

Rebsorten an der Mosel

In dem unter Touristen beliebten Mittelmoselteil wachsen die “großen” Weine. Rund 90% weiße und circa 9% rote Rebsorten werden insgesamt angebaut. Zu der absoluten “Königin” unter den weißen Reben gehört der Riesling. Gerade die Moselaner gelten als Riesling-Spezialisten. Mit schlappen 5.400 Hektar Anbaufläche zählt das Riesling-Anbaugebiet an der Mosel zu den größten weltweit. Übrigens erkennt man die weltberühmten Reben im Spätsommer an den kleinen schwarzen Punkten. Die spät reifende und edle Weißweinsorte gehört mit ihrer geschmacklichen Tiefe bei einem relativ niedrigen Alkoholgehalt zu den beliebtesten unter den Weintrinkern und sorgt auf Weinfesten für einen unbeschwerten Genuss. Auf Platz zwei folgt nach weitem Abstand Müller-Thurgau, welcher unter Weinkennern auch als “Rivaner” bekannt ist, dicht gefolgt von der uralten Rebsorte namens “Elbing”, aus welcher frische, fruchtige, trockene Weine und Winzersekte entstehen. Aber auch der Spätburgunder, der Pinot blanc und der Pinot noir haben wieder Einzug im Moselweingebiet gehalten. Ob edelsüße Weinsorten oder trockene Weine, die ein feinherbes Gaumenerlebnis erzeugen, für jeden Weinliebhaber sollte hier etwas dabei sein. Die größte deutsche Kellerei “Peter Mertes KG / Weingut - Weinkellerei” befindet sich übrigens in Berkastel-Kues. Hier werden eine Millionen Flaschen pro Tag am Kueser Moselufer abgefüllt und weltweit verschickt.

Wusstest ihr übrigens, dass der Anbau von roten Reben bis Ende der 1980er Jahre verboten war? Trotz des weit verbreiteten Anbaus des roten Burgunders bis Ende des 19. Jahrhunderts, verdrängte die internationale Preispolitik die Rotweine mehr und mehr und wurde als Höhepunkt sogar von den Nazis gesetzlich verboten!

Hollywood an der Mosel

Bei einer Durchfahrt entlang der Moselstraßen, führen die Wege an den ein oder anderen idyllischen Weingütern und berühmten Weinbergslagen vorbei, dessen Namen ab und an wie die Hollywood-Buchstaben zwischen den Rebstöcken hervorstechen. Namen wie “Piesporter Goldtröpfchen”, “Wehlener Sonnenuhr”, “Ürziger Würzgarten” oder “Erdener Treppchen” sollten jedem Moselbesucher nach seiner Reise wohl im Gedächtnis geblieben sein. Eine der wohl berühmtesten Weinbergslagen der Welt nennt sich “Bernkasteler Doctor” im gleichnamigen Ort Bernkastel-Kues an der Mittelmosel. Mehr dazu erfahrt ihr hier.

Teurer Spaß

Der berühmte “Bernkasteler Doctor” ist zwar gerade mal 3,25 Hektar groß, zog allerdings den damaligen Geheimrat namens Julius Wegener für den Landerwerb von 4.300 Quadratmetern um die Jahrhundertwende (1900) das Geld aus der Tasche. Für jeden Rebstock zahlte er 100 Goldmark. Solch ein hoher Preis wurde in Deutschland seit jeher nie wieder für einen Weinberg erzielt. Apropos Preis! Im Jahre 2015 errang der Winzer Egon Müller für die 2003er “Scharzhofberger Trockenbeerenauslese” einen Verkaufspreis von 12.000€ netto pro 0,75-Liter-Flasche. Damit gehört dieser zu dem teuersten Weißwein der Welt.

Zum Wohl, Eure Julia!

Reiselust geweckt? Das könnte dir auch gefallen!