Traben-Trarbach

Aktivitäten und Ausflugstipps im Herbst

Wenn die Hagebutten feuerrot an den Sträuchern leuchten, das Blätterdach der Bäume sich in goldene Töne verfärbt und ein kühlerer Herbstwind weht, ist es Zeit die Natur beim Entschleunigen zu erleben. Auch wenn es bei Nebel und Grauschleiern den einen oder anderen Überwindung kostet, nach draußen zu gehen, lohnt sich eine Entdeckungstour im Herbst an der Mosel allemal. Daher gebe ich Euch gerne Anregungen für die schönsten, herbstlichen Aktivitäten und Ausflugstipps rund um die historische Weinhandelsstadt Traben-Trarbach.

Wanderparadies

Gleich direkt vor unserer Bungalowtür lag uns ein herrliches Wanderparadies zu Füßen. Diese tolle Art der Outdoorentdeckung lege ich jedem Moselurlauber als ersten Programmpunkt ans Herz, um sich einen Überblick über die bergige und waldreiche Umgebung zu verschaffen. Da sich unser Ferienpark nach dem Moselschleifenberg “Mont Royal”, auf dem es thront, benannte, wollten wir selbstverständlich herausfinden, was es mit diesem Namen eigentlich auf sich hat.

Dazu wählten wir bei typisch herbstlichen Nebelwetter die Wanderrouten T9 und T10, die sehr gut ausgeschildert sind und circa 3 Stunden rund um den “Mont Royal” führen. Mit der Wanderkarte, gutem Schuhwerk, regenfester Kleidung gewappnet und frischer Luft in den Lungen, ging es für uns dann durch herbstliche Landschaft der Moselwälder. Zahlreiche Waldwege wanden sich durch die Weinberge, mal abwärts, mal etwas aufwärts. Dabei sind die Steigungen relativ moderat und auch für nicht geübte Wanderer völlig machbar. So ganz allein waren wir aber auch nicht. Unterwegs trafen und grüßten wir andere Wandersleute oder machten flüchtige Bekanntschaften mit Einheimischen aus der benachbarten Gegend während unserer Rast auf einem Baumstamm oder unter einer der Waldhütten. Begleitet vom Singen der Vögel unter dem Blätterdach der Bäume waren wir dem Herbstglück ganz nah!

Nach ungefähr der Hälfte der Wandertour wurden wir mit einem tollen Panorama oberhalb der Weinberge mit Blick auf Traben-Trarbach belohnt. Unter grauen Wolken und leichten Nebelschwaden lag vor uns die berühmte Weinhandelsstadt seelenruhig am Moselufer. Fast ein wenig verschlafen wirkte die ganze Weinbergsregion um uns herum, die gerade einen ertragreichen Sommer hinter sich hatte und nun das Lebenstempo herunterfuhr. Von dort aus blieb uns circa eine Stunde für die Rücktour.

Französische Vergangenheit

Am Sportflugplatz vorbei, stießen wir dann plötzlich auf mystische Höhlenüberreste. Waren wir dem Namen des “Mont Royal” jetzt hier auf der Spur ganz nah? Was sich einst auf dem Halbinselberg im Norden von Traben erstreckte, kann man sich wohl heute kaum noch vorstellen. Zwischen den heutigen Gemeinden Kröv und Kövenig befand sich eine im späten 17. Jahrhundert erbaute Festung gigantischen Ausmaßes. Mit einem 3 kilometerlangen Hauptwall und bis zu 30 Meter hohen Festungsmauern war sie so riesig, dass sie heute zur größten Festungsanlage jener Zeit gehört. Und nicht nur das. Sie zählte auch zu den 9 “Neuen Städten”, die einfach aus dem Nichts gestampft wurden. Bis zu 8.000 Fronarbeiter auf 50 Hektaren mit einer geplanten Besatzung von über 8.000 Soldaten und 3.000 Kavalleriepferden fanden hier angeblich Platz. Ein erheblich finanzieller Aufwand, den sich Ludwig XIV., besser bekannt als der “Sonnenkönig”, für seine weitere Expansion gen Osten kosten ließ, denn der Festungskoloss auf dem Trabener Berg “Mont Royal” war gegen Ende des 17. Jahrhundert Teil des nördlichen Festungsgürtels, welcher sich vom Ärmelkanal über Luxemburg und Straßburg bis hin nach Basel erstreckte. Mit anderen Worten, hier verlief die französische Grenze zu jener Zeit entlang. So verlieh sie als Andenken bis heute dem Berg ihren französischen Namen. Auch wenn, dank der Ausgrabungen seit den 1930er Jahren, nur noch steinige Überreste, Ruinen und Höhlen an die Festung erinnern, in denen sich die Natur ihren Raum wieder zurückerobert hat, sind diese für Wander- und Geschichtsliebhaber frei erkundbar. 

Die besten Aussichten

Das wohl beliebteste Wanderhighlight an der Mosel, welches sich unweit unserer Ferienanlage befand, darf auf keinem Foto im Moselurlaubsbuch fehlen. Die Rede ist von der “Moselschleife”. Die gibt es hier, je nach Urlaubsort, in zahlreicher Ausführung, aber immer mit dem gleichen vielversprechenden Panorama über die Weinbergslandschaft. Durch die extrem steilen Weinberge wanderten wir hinauf zum Ausblick “Moselschleife Kröv-Wolf”.

Von hier aus erblickt man die gleichnamigen kleinen Ortschaften, das geradlinige Muster der angelegten Rebstöcke und die friedliche Mosel, auf welcher das ein oder andere Schiff entlang schippert. Den Postkartenblick sollte man am besten für eine Weile genießen. Wie wär’s zum Beispiel auf den moseltypischen Sonnenliegen, die es hier ab und zu auf den Wanderwegen zu finden gibt? Mit Mütze, Schal und Decke sowie einer Thermoskanne, gefüllt mit heißem Tee in der Hand, genossen auch wir den herrlichen Ausblick über die Traben-Trarbacher Landschaft, welche sich allmählich in goldene Herbsttöne verfärbte.

Wein wohin das Auge reicht

An unserem Ankunftstag vertraten wir uns nach einer langen Autofahrt trotz grauem Regenwetter noch ein wenig die Füße und gingen auf erste Erkundungstour durch den Ortsteil Traben, welcher sich nördlich des Moselufers direkt am Fuße des Halbinselberges “Mont Royal” befindet. Dabei fiel uns als erstes beim Spaziergang ein besonderes Merkmal auf: Alles dreht sich hier um Wein! Die neckischen und teils engen Gassen machen dabei in den unterschiedlichsten Arten auf das Hauptthema der Region aufmerksam. Ob mit eigenem Weinhandel inklusive Verkostungsstand in der Garage, mit Weinfässern geschmückte Toreinfahrten oder mit Weinreben umrankte Häuserfassaden und Gassenverläufe, überall werden die Urlaubsgäste Traben-Trarbachs auf eines der wohl beliebtesten alkoholischen Genussmittel aufmerksam gemacht. Das Stadtbild wird zusätzlich von den typisch dunkelgrauen Dachziegeln und den regionaltypischen, aus Schiefer gebauten Häuser bestimmt, welche die moselländische Architektur gemischt aus Jugendstil, Klassizismus und Barockzeit ausmacht.

Unterwegs in Traben

Wer sich vom “Gipfel” des Hochplateaus hinunter nach Traben begibt und der Köveniger Straße sowie der Oberen Kaiserstraße folgt, trifft hier gleich das erste historische Gebäude der Stadt an - den “Alten Bahnhof”. Nach dem Vorbild der Trabener Fachwerkhäuser wurde es im Jahre 1904 erbaut. Heute findet hier allerdings kein Zugverkehr mehr statt, stattdessen hat der Bürgermeister und die Touristeninformationen in dem denkmalgeschützten Haus ihren Sitz gefunden.

Kleiner Tipp: Den Service der Touristeninformation haben wir während unserer Reiseplanung selbst in Anspruch genommen, beispielsweise zur Anmeldung der Weinverkostung sowie zur Buchung einer Führung der Unterwelten, und fanden diesen persönlich sehr hilfreich und kompetent.

Dunkle Unterwelt

Apropos “Unterwelt”! Traben-Trarbach hütet nicht etwa ein unterirdisches, düsteres Geheimnis. Rückblickend auf seine weltberühmte Historie, ist ein Großteil der Stadt bis heute komplett unterkellert. Aufgrund der hohen Nachfrage nach deutschem Qualitätswein um die Jahrhundertwende (1900), gründeten sich mehr als 100 Weinhändler, Weingüter und Großkellereien in der ganzen Stadt. Und wo konnte der kultivierte Wein am besten lagern? Natürlich in den unterhöhlten und kühlen Gängen des Doppelstädtchens. Bei einer heutigen Raumtemperatur von 12 °C, wurden in den mehrstöckigen und über 100 Meter langen Gewölben in der Kaiserzeit mehr als 18 Millionen Liter Wein verkauft. Dies machte damals die Hälfte der gesamten deutschen Weinernte aus, welche verschifft oder per Bahn versandt wurde. Solch eine Unterkellerung der Stadt gibt es in Deutschland nicht nochmal und verleiht Traben-Trarbach ein beeindruckendes Alleinstellungsmerkmal. Selbstverständlich wollten auch wir uns von der berühmten Unterwelt verzaubern lassen und in die Historie des Ortes eintauchen, nur leider informierte uns die Touristeninformation rechtzeitig, dass die gebuchte Führung leider aufgrund von Covid-19 abgesagt werden musste. Schade!

Vor diesem Hintergrund ließen wir uns aber nicht den Urlaub verderben und entdecken die Stadt weiterhin im Spaziergang, da aufgrund der überschaubaren Größe des Ortes alles gut fußläufig zu erreichen ist. Vom “Alten Bahnhof” aus Richtung Poststraße gehend, gelangt man an das herrliche Moselufer. Hier reihen sich Hotels, Terrassencafés, Restaurants, Ferienwohnungen und vornehme Villen im kaiserlichen Jugendstil aneinander. Am Ufer liegt eine Auswahl an Ausflugsdampfern und Flusskreuzfahrtschiffen vor Anker, mit welchen man die Mosellandschaft auch vom Wasser aus perfekt bestaunen kann. 

Moselländische Architektur

Besonders ein Gebäude macht hier im Stadtzentrum auf sich aufmerksam. Bis heute glänzt das Eckgebäude “Kaiserliches Postamt” aus dem Jahre 1908 mit seinen Frontseiten zur Mosel und zur Poststraße vor allen Besuchern. Mit mehreren Untergeschossen diente es früher den technischen Einrichtungen sowie dem Fuhrpark der Post. Zur Moselfront gerichtet sticht der Erkerturm mit seiner einliegenden Logia und dem verschieferten Hausgiebel hervor. Der aus rotem Sandstein gehaltene Eingangsvorbau birgt heute noch als Erinnerung das Relief in Form eines Posthorns in sich. Das “Kaiserliche Postamt” ist damit ein hervorragendes Beispiel für den damals nationalbewussten, romantischen Historismus.

Von hier aus passierten wir die “Moselbrücke”, welche Traben mit Trarbach verbindet. Die im Jahre 1899 fertiggestellte Flussbrücke wurde Ende des Zweiten Weltkrieges Opfer einer Sprengung, aber Gott sei Dank in den Jahren 1947/48 wieder aufgebaut. Am südlichen Moselufer im Ortsteil Trarbach angelangt, begrüßt das “Brückentor” seine Gäste. Trotz Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es nach Vorbild des Berliner Architekten Bruno Möhring, welcher zu jener Zeit zu einer der bedeutendsten Architekten des Jugendstils in Deutschland zählte und das Stadtbild der ehemaligen Weinhandelsstadt erheblich prägte, originalgetreu restauriert. Im Hauptturm des Brückentores befindet sich heute der Eingang zu einem Café-Restaurant - die "Brücken-Schenke". Der Torbogen, welchen man zu Fuß oder mit dem Auto passiert, zeigt ein feuchtfröhliches, tanzendes Winzerpaar in Lebensgröße auf rotem Sandstein. Wer sich von hier aus rechts hält (Brückenstraße), befindet sich direkt im Stadtkern Trarbachs.

Unterwegs in Trarbach

Durch eine kleine Einkaufsstraße inklusive Weinläden schlendernd, trifft man am Ende leicht versteckt hinter einer engeren Gasse rechts der Moselstraße auf den “Stadtturm”. Wie ein kleiner Rapunzelturm ragt er im mittelalterlichen Zentrum Trarbachs seit Jahrhunderten empor. Historiker schätzen seine Entstehungszeit auf das 14. Jahrhundert zurück. Im Inneren beherbergt der Turm heute eine Ausstellung historischer Zeugnisse sowie eine kleine Aussichtsplattform unter seinem niedlichen Kegeldach. Doch von außen schmücken ihn 28 Bronzeglocken unterschiedlicher Größe, deren Guss von der Familie Bachert aus Karlsruhe stammt. Diese stellten ebenfalls schon die Glocken der berühmten Dresdner “Frauenkirche" her. Damit ist es das größte Glockenspiel im Moselraum und kann täglich zu folgenden Spielzeiten akustisch bestaunt werden:  12:00 Uhr / 15:00 Uhr / 16:00 Uhr / 17:00 Uhr / 18:00 Uhr. Seit der Restauration des Turms im Jahre 2004 wurde das Glockenspiel anlässlich des 100-jährigen Stadtjubiläums fest eingeführt. 

Während der Stadtteil Traben sich breit am Moselufer ausdehnt, schlängelt sich Trarbach eher schmal in das Weinbergtal hinein. Bis auf ein paar dekorativ geschmückte Weingassen, gibt es hier nicht viel zu bestaunen. Einen tollen Ausblick habt ihr allerdings sowohl von den Weinbergen, die das enge Tal umgeben, als auch von der "Evangelischen Kirche” Trarbachs an der Kirchgasse. Von hier aus ruhte ich eine Weile und genoss den friedlichen Ausblick über die Weinlandschaft. Da das Tal so schmal ist, konnte ich durch den Schall der Berge den Winzern bei der Weinlese im gegenüberliegenden Weinberg zuhören.

Blick über Trarbachs Tal
Blick vom Moselufer aus zum Stadtteil Trarbach
Weinberge in Trarbach
Anblick der Kirche in Trarbach
Weinskulptur vor Weibergkulisse

Weitere Aussichtsspots rund um Traben-Trarbach, sind die “Ruine Grevenburg” oberhalb des südlichen Moselufers und die “Starkenburg” weiter östlich des Moselufers, welche wir allerdings nicht mehr erwanderten.

Ob unterwegs in der Natur oder in der Weinhandelsstadt, bei solch einer Vielfalt an Ausflugserlebnissen sollte für jeden Wander-, Wein- und Naturliebhaber etwas dabei sein. Also kommt vorbei, Traben-Trarbach freut sich auf Euch!

Weitere Aktivitäten und Ausflugstipps an der Mosel erfahrt ihr hier.

Eure Julia

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