Saint-Paul-de-Vence

Besuch im Künstlerbergdorf

Unter der provenzalischen Sonne genießt ein verstecktes Bergdorf inmitten Südfrankreichs einen ganz besonderen Ruf. Wer schon immer mal weltberühmten Künstlern, begleitet von mediterranem Charme, ganz nah sein wollte, ist in Saint-Paul-de-Vence genau an der richtigen Adresse! Denn das rund sieben Quadratmeter große Künstlerstädtchen ist zwar in seiner Größe bescheiden, verbirgt jedoch in seinem inneren Kern wahre Schätze. 

Das beschauliche circa 3.200 Seelen-Dorf bettet sich auf einem Felsplateau am Flüsschen des Malvan im Arrondissement Grasse des Département Alpes-Maritimes ein. Als leidenschaftliche Zeichnerin, wollte auch ich, dem in unserem Reiseführer angepriesenen Künstlermagneten, selbstverständlich einen Besuch abstatten.

Unterwegs nach Saint-Paul-de-Vence

Aus Richtung Villeneuve Loubet kommend, erreicht ihr die Künstlerstadt, welche zwischen La Colle-sur-Loup und der Gemeinde Vence liegt, per Auto in circa 25 Minuten, beispielsweise über die A8 oder über die Landstraße “Avenue de Grasse” in Richtung nördliches Bergland. Je mehr ihr euch der Ortschaft nähert, desto steiler und enger werden hier die Straßen. Aufgrund des Beliebtheitsgrades von Saint-Paul-de-Vence bleibt das Dorf vor lauter Touristen aus aller Welt leider nicht verschont, sodass uns die Parkplatzsuche nicht unbedingt leicht gemacht wurde. Ehrlich gesagt, war sie eine Katastrophe! Während die ersten offensichtlichen Stellplätze längst vergeben waren, führte uns eine serpentinenartige Bergstraße mit 18% Gefälle weiter hinunter in Richtung Parkhaus. “Wie sollte hier bei all der Enge in den Bergen ein Parkhaus hinpassen?” Ganz einfach! Das “Parking Indigo Saint Paul De Vence” wurde wie ein Hochhaus in einen Berg hinein gemeißelt und bot gefühlt unendlich viele Etagen. Doch je höher sich unser Wagen hinauf schraubte, desto mehr schwand unsere Hoffnung auf ein freies Plätzchen, zu voll waren hier die Stellplätze. Aber dann in der vierten Etage im hintersten Eck zwischen all den vertrauten deutschen Kennzeichen wurden wir dann doch fündig. Gott sei Dank! Insgesamt kostete uns das Parkhaus für einige Stunden Erkundungszeit rund 13,00€.

Ein Bergdorf voller Kunst

Nachdem uns ein moderner Fahrstuhl auf die Ebene des Bergdorfes chauffierte, landeten wir zunächst einmal in einem kleinen Souvenirparadiesaus landestypischen Mitbringseln, kunterbunten Taschen sowie sommerlicher Kleidung und Hüten. Hier verliebte ich mich direkt in meinen neuen Sommerhut (ca. 30,00€), der von nun an als treues Urlaubsaccessoires dienen sollte.

Über die “Rte de Vence” entlang, stießen wir auf festungsähnliche Steinmauern und wurden neben einem dicken Olivenbaum auf dem Vorplatz vom Stadttor “Port de Vence” empfangen. Nach einer kurzen Orientierung auf der Karte, begannen wir unseren Altstadtspaziergang auf der “Rue Grande”, der Hauptmeile des Bergdorfes, und wurden direkt verzaubert.

Nach nur wenigen Metern tauchten wir in die eindrucksvolle Kunstwelt des Örtchens ein und wussten kaum, wo unsere Augen zuerst hinwandern sollten. Links und rechts umgaben uns zahlreiche Handwerksläden, kleinere und größere Ateliers und edle Kunstgalerien, die ihre teils extravaganten, teils fotorealistischen und verträumten Meisterwerke zur Schau stellten. Auch wenn wir in die ein oder andere Galerie eintraten und uns von den Ausstellungsstücken inspirieren ließen, blieb uns doch meist nur der Schaufensterbummel. Oft waren die schöpferischen Werke sündhaft teuer und konnten sich schon mal im mittleren fünfstelligen Bereich bewegen. Hübsche, kleinere Gemälde von der romantischen Seite der Côte d’Azur starteten hingegen meist ab 70€ aufwärts.

Grund für all die versteckten Kunstschätze, die sich im Inneren des Dorfes verbergen, sind die vielen Künstler und Kunsthandwerker, die sich im 20. Jahrhundert hier niederließen. Womöglich hatte der allgegenwärtige Charme des provenzalischen Ortes eine besondere Magie auf die Erschaffer ausgeübt. Vor allem der berühmte russisch-französische Maler Marc Chagall zog im Jahre 1966 an diesen besonderen Ort und blieb gut 20 Jahre. Seine bekanntesten Werke wie “Das Liebespaar” (frz.: Les Amoureux) oder “Mein Leben” (frz.: Ma Vie) erinnern bis heute in der rund fünf Autominuten entfernten “Fondation Maeght” sowie am Giebel der Gemeindeschule an den kreativen Meister. 1985 verstarb er und wurde auf dem Friedhof von Saint-Paul-de-Vence beerdigt. Bis heute prägen die Künstlerwerkstätten vor allem einen wilden Mix aus zeitgenössischer, moderner, singulärer oder naiver Kunst. 

Erhabene Bergschönheit

Doch auf der “Rue Grande” erwarteten uns nicht nur die inspirierende Welt der Maler, sondern auch neckische Restaurants, Cafés, hübsche Mode- und Seifenläden sowie die für Südfrankreich beliebten Lavendel-Shops.

Einkehrtipp: Eine kleine Stärkung am Mittag gönnten wir uns übrigens in dem gut besuchten vietnamesischen Restaurant “Le Lotus d’Or” am Eingang des Dorfes (Rue de la Pourtoune 6). Auf der herrlichen Außenterrasse, beschirmt von mediterranen Bäumen und Sonnenschirmen, gönnten wir uns hier sehr leckeres Pathai mit kühlen Softdrinks für insgesamt rund 35,00€.

Wer der Hauptstraße des Dorfes komplett folgt, trifft unterwegs selbstverständlich auch auf die vielen kleinen aber feinen Sehenswürdigkeiten, die die Altstadt zu bieten hat. Zum Beispiel den schmucken Brunnen “Fontaine de Saint-Paul-de-Vence” aus dem Jahre 1850, welcher in einer trichterförmigen Weggabelung seelenruhig vor sich hinplätschert. 

Am Ende der “Rue Grande” wird man dann auf der Aussichtsplattform, dem “Point de Vue de Saint-Paul-de-Vence”, mit einem atemberaubenden Blick über das bergige Umland mit all seinem üppigen Grün, den vielen mediterranen Häusern und dem azurblauen Meeresstreifen im Süden belohnt. Unter schattenspendenden Olivenbäumen und Kiefern kann man hier wunderbar für einen Moment verweilen und die Schönheit der Landschaft genießen.

Verlässt man dieses idyllische Plätzchen wieder, kann man sogar auf der hohen Plattform weiter spazieren und begibt sich damit auf den Wall der “Grignan Bastion” - der ehemaligen Befestigungsanlage des Bergdorfes. Bis heute ist sie noch sehr gut erhalten, seitdem der Schutzwall im 16. Jahrhundert unter König Franz I. errichtet wurde, und rahmt Saint-Paul-de-Vence vollständig auf dem Bergplateau ein.

Achtung: Der Weg ist recht schmal und ohne Geländer gesichert!

Über den Köpfen der mediterranen Dächer ragt die zentral erbaute Kirche “Chapelle des Pénitents Blancs” (dt.: „Kapelle der weißen Bußmönche“) auf dem “Place de la Mairie” als Wahrzeichen des Bergdorfes in den Himmel. Kleinere Kapellen reihen sich außerhalb der Steinmauern um das Bergplateau mit ein. 

Romantisches Bilderbuchdorf

Neben all der Schönheit dieser Künste, die diese charmante Ortschaft zu bieten hat, sollte man den eigentlichen Liebreiz der Altstadt nicht vergessen! Saint-Paul-de-Vence ist geprägt von einer unfassbar urig mediterranen Architektur, dass man meinen könnte, sie entstammte einer Filmkulisse. Zwar ist das Bergdorf ein viel besuchter, mittelalterlicher Ort, welcher in den Gassen nur so vor Touris wimmelt, verbirgt aber bis ins kleinste Detail verzierte Einzigartigkeiten, für die es sich lohnt, die Augen aufzuhalten!

Auch wenn ich immer wieder von all den bezaubernden Malerateliers abgelenkt wurde, bewunderte ich die vielen tollen Steinhäuser mit ihren mediterranen Ziegeln auf den Dächern und den bunten Blumentöpfen vor den Fenstern. Alles wirkt hier äußerst ursprünglich, was nicht zuletzt an der sehr gut erhaltenen Beschaffenheit des Dorfes liegt. Dabei wandelten unsere Füße auf den kleinen Kieselsteinen, deren Farbtöne von weiß über dunkelgrau bis schwarz reichten und wunderschöne Muster in die gepflasterten Gassen und Treppenstufen formten.

Ein besonderer Hingucker sind übrigens auch die süßen Straßenschilder, welche einem den Weg in die unzählig vielen, verwinkelten Gassen anzeigen. Dabei wurden die Namen in rustikale Steinplatten eingeritzt und an den Fassaden der mediterranen Häuser angebracht.

Selbstverständlich dürfen die engen und schnuckeligen Gassen, welche sich hinter der “Rue Grande” im inneren Kern des romantischen Bergdorfes verstecken, auf der Entdeckungstour nicht fehlen!

Kleiner Tipp: Um die wahre Pracht des Dorfes zu entdecken und möglichst vielen Touris aus dem Weg zu gehen, empfehle ich euch einen Besuch um die Mittagszeit. Denn hier sitzen die meisten Besucher in den Restaurants und Cafés, während man die hinteren Gassen teils komplett für sich allein hat. Traumhafte Instagram-Schnappschüsse garantiert!

Dabei ist die vielfältige Schönheit der Gassen kaum zu beschreiben. Überall warteten verschlungene Wege mit Kopfsteinpflaster, blumenumrankte Steintore und einsam, verträumte Plätze auf uns, die erst hier den wirklichen Charme Saint-Paul-de-Vence zur Schau stellten. Meine persönlichen Highlights waren dabei die unglaublich engen Gassen, welche nur eine einzelne Person passieren konnte! Dabei blieb es oft nicht aus, einige Höhenmeter im Dorfinneren über die Treppenstufen zu überwinden, um von einer Straße zur anderen zu gelangen.

Fazit: Schönstes Bergdorf Südfrankreichs?

Bei entspannter Betriebsamkeit unter einem stahlblauen Himmel und der mediterranen Spätsommerhitze, beendeten wir unseren Rundgang auf der “Rue Grande”, welche uns einmal um das gesamte Bergdorf führte und in eine traumhaft schöne, südfranzösische Welt eintauchen ließ. Wer hier herkommt, kann sich als Souvenirjäger berühmter Maler in der Künstlerstadt inspirieren lassen oder zumindest Window-Shopping betreiben, aber sich auch von der verträumten Herrlichkeit Saint-Paul-de-Vence in den Bann ziehen lassen. Beschaulich, neckisch, charmant - in diesem Postkartenidyll sich sofort wohlzufühlen, fiel mir bei meiner Liebe zur mediterranen Lebensart nicht schwer. 

Mit seinen vielen verwunschenen Gassen sowie der provence-typischen Architektur, erlebte ich wahre Glücksmomente und kann mit gutem Gewissen sagen, dass dies wohl das schönste Bergdorf Südfrankreichs ist, welches ich bisher besichtigt habe!

Wer die eigentliche Gemeinde “Vence” besichtigen möchte, erfährt im nachfolgenden Reiseerlebnis mehr.

Au revoir, Eure Julia!

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