Mediterrane Straßenzüge, eng verwinkelte Gassen, zahlreiche Bistros und Cafés sowie eine atemberaubende maritime Hafenwelt prägen bis heute eine der ältesten Städte an der Côte d’Azur. Eingebettet vor der südfranzösischen Traumkulisse aus Bergen und Meer zwischen Cannes im Osten und Nizza im Westen liegt die französische Gemeinde Antibes. Mit ihren rund 75.000 Einwohnern im Départment Alpes-Maritime erfreut sich die Küstenstadt bis heute großer Beliebtheit unter den heiß begehrten Urlaubszielen an der französischen Riviera. Auch schon die alten Griechen entdeckten vor über 2.300 Jahren dieses besondere Fleckchen Erde für sich und gründeten die Handelsstation “Antipolis”, was so viel bedeutet wie “Stadt gegenüber", aber wovon? Das kann leider heute nicht mehr beantwortet werden, dennoch vermarktet es sich mit seinen vielen Stadtteilen und dem dazugehörigen Seebad Juan-les-Pins als einer der teuersten Städte Frankreichs, die auch zahlreiche Promis in den vergangenen Jahrzehnten anlockte. Auch wir wollten uns im spätsommerlichen September ein Bild von Antibes beliebtesten Hot Spots machen.
Aus Richtung unseres Urlaubsortes Villeneuve-Loubet kommend, erreicht ihr die Küstenstadt auf mehreren Wegen. Beispielsweise mit dem Auto über die Autoroute (A8) oder die Küstenstraße D6098 entlang der Mittelmeerküste. Die Fahrt dauert nur etwa 20 Minuten, würde ich allerdings aufgrund des quirligen Verkehrs und der ewigen Parkplatzsuche nicht empfehlen. Alternativ bietet sich auch der Bus oder die Bahn (SNFC) an, dauert aber mindestens 15 Minuten länger. Ein entspannteres Fortbewegungsmittel war für uns das Stadtrad, welches man sich überall entlang der Côte d’Azur für einen schmalen Taler ausleihen kann. Über die App “Bike Air” könnt ihr euch das blau-gelbe E-Fahrrad ganz bequem mieten und beliebig wieder abstellen. Insgesamt kostete uns Hin- und Rücktour rund 17,00€.
Hinweis: Die E-Stadträder haben ganz schön Speed und es gilt sich zunächst an das Tempo der Bikes zu gewöhnen! Zudem war meins nicht unbedingt optimal gefedert und die Bremsen ließen etwas zu wünschen übrig. Aber kein Problem! Über die App könnt ihr am Ende eurer Fahrt Mängel und Schäden direkt melden. Nach kurzer Zeit bekam ich sogar eine Antwort.
Achtung: Wenn innerorts keine Fahrradwege vorhanden sind, ist beim stressigen französischen Verkehr unbedingt Vorsicht geboten. Beachtet hierbei stets die Vorfahrtsregeln und macht mit Handzeichen beim Abbiegen rechtzeitig auf euch aufmerksam!
Der zweispurige Radweg entlang des “Boulevard des Italiens” bzw. der “Route du Bord de Mer” (D6098) verläuft direkt entlang der azurblauen Mittelmeerküste und löst herrliches Urlaubsfeeling aus. Für uns war es aufgrund der Nähe eine ideale Gelegenheit, das Auto mal stehen zu lassen und die frische Sommerluft mit ein bisschen Bewegung zu verbinden. Fast fühlte ich mich ein wenig wie am kalifornischen Venice Beach.
Nach rund 20 Minuten Radeln entlang der Küste sowie durch den quirligen Stadtverkehr Antibes, parkten wir unseren Drahtesel am “Place Général de Gaulle”. Der mit seinen Wasserspielen verzierte und von Platanen beschirmte Marktplatz lud uns auf eine der Bänke ein, damit wir uns einen ersten Überblick für unsere Erkundungstour verschaffen konnten.
Wir begaben uns zunächst linker Hand auf die “Rue de la République” vorbei am “Place nationale”, auf welchem wir später noch verweilten und passierten einen kleinen Brunnen, der uns in die ”Rue Georges Clemenceau” führte. Rechter Hand landeten wir plötzlich in der lebhaften Marktstraße “Cours Masséna”, der wir bis zum Ende folgten.
Vor uns türmten sich dann auf einer höher gelegenen Treppe zwei imposante Rundbauten auf, inmitten derer ein Durchgang - das “Puerta del Olmo” - uns zum weiteren Entdecken anlockte. Dieses stellt bis heute eines der Festungstore als Teil der ehemaligen mittelalterlichen Stadtbefestigung dar. Wie schon in Vence, versprachen uns die Einladungen solcher Rundbögen wahre Schätze. Viel ruhiger wurde es hier, als wir auf den glatt gewetzten, sandsteinfarbenen Steinen die wenigen sonnengelben Gassen bestaunten.
In diesem kleinen Viertel verbarg sich dahinter die ungeschminkte Schönheit - das Meer! Durch einige Häuserzeilen blinzelnd, erhaschten wir schon vorab einen kurzen Blick auf die azurblaue Pracht am Horizont. Auf dem größeren Platz der “Rue du Bateau” führt eine kleine Treppe hinunter zur “Promenade Admiral de Grasse”, von der man einen atemberaubenden Blick über das unverfälschte Blau des Mittelmeeres hat, welches im Sonnenlicht funkelt. In der umliegenden Ferne ragen die mit Pinien bewachsenen Landzungen der Côte d’Azur ins Meer hinein, während vor ihnen weiß schimmernde Yachten und Segelboote ankern. Ein echter Augenschmaus für alle Südfrankreich-Fans!
Nachdem wir das Panorama schwärmend verließen, begegneten wir zurück auf dem Bergplateau der hübschen “Cathédrale Notre-Dame de l'Immaculée Conception” mit ihrem gelb-orangen Anstrich. Direkt daneben ragt der dazugehörige Glockenturm, der “Grimaldi-Turm” (fz. Tour Grimaldi), in die Luft, dessen Baujahr aufgrund mangelnder Quellen nicht mehr genau zurückverfolgt werden kann. Man vermutet aber das 11. Jahrhundert. Auch, wenn die einflussreiche Familie Grimaldi erst im 14. Jahrhundert nach Antibes kam, hat sie eigentlich nichts mit der Benennung des Turmes zu tun. Gleich gegenüber neben dem “Château Grimaldi” befindet sich zudem das “Musée Picasso Antibes”, da sich auch Spaniens berühmteste Maler vom wunderschönen Küstenstädtchen inspirieren ließ.
Über die kleine Gasse “Rue Christian Chessel” gelangten wir wieder auf die belebte “Cours Masséna”, welcher wir nun mehr Zeit widmeten, denn hier befindet sich der beliebte “Marché provençal”. In der traditionell französischen Markthalle ist meist bis 13 Uhr recht viel los, was wir auch bei unserem Bummel bemerkten, ließen uns jedoch durch das köstliche Angebot der Marktstände treiben. Links und rechts boten die Händler ihr frisches Obst und Gemüse, aber auch Blumen und mediterrane Feinkost sowie die berühmten Kräuter der Provence an. Ich genoss dieses südfranzösische Flair und entschied mich für eine Lavendel- und Hibiskusmarmelade (10,00€) als Mitbringsel.
Wir setzten unseren Stadtrundgang über den “Cours Masséna” und der “Rue Aubernon” weiter, bis wir auf eine beigefarbene Mauer mit vielen Rundbögen stießen. Vor uns lag die Stadtmauer (frz. rempart), welche sich entlang der südlichen Meeresküste sowie des weit ausgedehnten Hafengeländes erstreckt. Nachdem im 16. Jahrhundert der Küstenort an Frankreich verkauft wurde, ließ der französische König die Stadt zu einer Festung ausbauen, deren Zeugnis sich heute am sternenförmigen “Fort Carré” noch heute erkennen lässt. Aus Zeitgründen verzichteten wir allerdings hier auf einen Besuch.
Hoch oben auf der “Promenade Courtine” sowie der “Promenade Admiral de Grasse” hat man einen herrlichen Blick über Antibes maritime Hafenwelt. Während sich in der spätsommerlichen Mittagshitze, badehungrige Sonnenanbeter und Wasserratten am windgeschützten “Plage de la Gravette” tummelten - übrigens einer von vier Stränden der Stadt - bestaunten wir das imposante Panorama der vielen weißen glitzernden Boote in der Marina. Vor uns lag der See- und Yachthafen “Port Vauban d’Antibes”, dessen Name sich nach seinem Erbauer richtet. Dabei ist seine Lage strategisch ideal und verhalf schon im 4. Jahrhundert v. Chr. den damaligen Griechen mit den Küstenbewohnern außerhalb der Stadtmauern Handel zu betreiben. Heute reiht sich ein Luxus-Segelboot nach dem anderen und ein bisschen Schickimicki-Luft schnuppern kann ja zwischendurch auch nicht schaden. Bei den rund 1.700 Liegeplätzen kann man sich allerdings kaum sattsehen. Damit ist Antibes Yachthafen einer der größten Europas!
Doch damit nicht genug! Beim Bummel entlang der Marina kamen wir auf dem “Quai Henri Rambaud” leider nicht weiter. Ein Hochsicherheitstrakt aus Mauern, Toren und Sicherheitsleuten versperrte uns den Weg. Wir konnten nur erahnen, was sich dahinter verbarg. Der “Port Vauban d’Antibes” ist nämlich nicht nur einer der größten Yachtplätze Europas, sondern gilt auch als “Milliadärshafen”. Die beiden teuersten Privatyachten der Welt überwintern hier jedes Jahr im Hafengelände von Antibes.
Kleiner Tipp: Dank Google Maps kann man einen Blick “von oben” über die milliardenschweren Luxusliner auch jenseits der Sicherheitstore werfen.
Über die großzügig angelegte “Esplanade du Pré des Pêcheurs”, einem weitläufigen betonierten Vorplatz mit Riesenrad und Karussell am Hafengelände, spazierten wir in der brütenden Hitze wieder zurück in Richtung Altstadt. Entlang des “Boulevard d’Aguillon” trafen wir auf Ateliers, Künstlergalerien, zahlreiche Cafés und Bistros, die um die späte Mittagszeit äußerst gut besucht waren.
Über die “Rue Thuret” rechter Hand, gelangten wir zum Schluss wieder auf dem bereits erwähnten “Place nationale”. Mit einem herzhaft belegten Baguette aus Tomaten, Schinken und Käse in der Hand (gibt es in der Boulangerie Aux Délices Antibois Fils" für rund 13,00€ inklusive Softdrinks), suchten wir uns ein schattiges Plätzchen für den späten Mittagssnack. Nach dieser Entdeckungstour tat das Päuschen unter dem Blätterdach der Platanen wirklich gut. Während wir noch eine zufällig nette Bekanntschaft mit einer Camperfamilie aus Frankfurt machten, genossen wir seelenruhig das entspannte Treiben auf dem Marktplatz. Anschließend reservierten wir uns unser Stadtrad für 10 Minuten vor und traten nach einem wundervollen Ausflug die Rücktour in der erfrischenden Meeresbrise an.