Am frühen Vormittag erreichten wir auf unserer Reise nach England gegen 10:30 Uhr die französische Hafenstadt Calais an der Nordküste Frankreichs. Die Stadt ist der wichtigste Ort, wenn es um die Verbindung ins benachbarte England geht. Gleichzeitig stellt er den größten Passagier-Fährhafen in Frankreich und bedeutendsten Kontinentaleuropas dar. Aus Deutschland erreicht man den Fährhafen beispielsweise über die französische A16.
Am Terminal angekommen, reihten wir uns neben vielen weiteren Autos, LKWs und Bussen ein. Doch bevor wir wieder entspannt im Bus sitzen konnten, wartete noch der Check unserer Ausweisdokumente bei der Grenzkontrolle auf uns bis wir anschließend ins Heck der Fähre fahren durften.
Neben dem Vorteil, keine Gepäckbegrenzung bei der Fährenüberfahrt zu haben, gilt es dennoch pünktlich zu sein! Mindestens 90 Minuten vor dem Check-In müssen bei der Anreise eingeplant werden, denn Passagiere mit Fahrzeugen müssen bis zu 60 Minuten vor Abfahrt eingecheckt sein! Bei Fußgängern gelten 45 Minuten.
Fast über 60 Fahrten finden hier pro Tag statt. Dabei steuern die Fähren sowohl Dover als auch weitere skandinavische Länder, sowie auch die deutsche Hafenstadt Kiel, an. Zwei Reedereien leisten hier tagtäglich ihre Dienste. Zum einen die „DFDS Seaways“, welche ausschließlich nur Passagiere mit Fahrzeugen transportiert und für unseren Fall zur Verfügung stand, und zum anderen die „P&O Ferries“, welche auch Fußgänger (mit Fahrrädern) mitnehmen.
Über den Ärmelkanal (engl.: English Channel, frz.: La Manche) setzte sich unsere spannende Reise auf der Fähre weiter fort. Dabei passierten wir den circa 563 kilometerlangen Ärmelkanal an seiner schmalsten Stelle - der "Straße von Dover" (engl.: Strait of Dover). Diese verbindet den Atlantischen Ozean mit der Nordsee. Aufgrund seiner Nähe zwischen den Küsten Großbritanniens und Frankreichs, ist es nicht verwunderlich, dass hier ordentlich Schiffsbetrieb herrscht. Mit über 400 Schiffen pro Tag, die den Meeresarm des Atlantiks überqueren, hat der Ärmelkanal weltweit den dichtesten Schiffsverkehr. Damit sich hier keiner in die Quere kommt, wurden extra getrennte Seewege mit entsprechender Beschilderung zur Fahrtrichtung eingeführt, um Kollisionen in Zukunft zu vermeiden. Auch unter Adrenalin-Junkies freut sich der Ärmelkanal sportlicher Beliebtheit, findet doch hier das internationale "Kanalschwimmen" statt. Der aktuelle Rekord wird seit 2012 vom Australier Trent Grimsey gehalten und liegt bei knapp 7 Stunden.
Die meiste Zeit verbrachten wir ganz oben draußen an Deck, um bei Sonnenschein und viel Wind die Aussicht zu genießen. Für diese wunderbaren Wetterverhältnisse war die Fahrt auch kaum ein Problem für den Magen bzw. Seekranke, sorgt der sonst tückische Ärmelkanal oft für hohen Wellengang. Auf der Rückfahrt jedoch wurden die Wellen dann höher und alles auf der Fähre schaukelte entsprechend hin und her. Selbst der Toilettengang war eine Herausforderung.
Nach ca. anderthalb Stunden Überfahrt erreichten wir dann zum allerersten Mal das Vereinigte Königreich Großbritanniens. Die weißen Kreidefelsen, welche mich stark an die Küste Rügens erinnerten, leuchteten uns schon von Weitem entgegen. Den berühmtesten Hafen, der hier als erstes angesteuert wird, befindet sich in Dover. Hier betraten wir endlich zum ersten Mal englischen Boden und wurden dabei äußerst feierlich begrüßt, denn bei Ankunft ertönt automatisch die britische Nationalhymne. God save the queen!
Dover selbst befindet sich in der Grafschaft Kent und bot uns gleich bei Ankunft einen eindrucksvollen Blick auf das mittelalterliche „Dover Castle“, welches vor Jahrhunderten zum Schutz der Stadt erbaut wurde. Natürlich kommen hier die meisten Fähren an, was den Hafen von Dover zu einem der meist genutzten Häfen Englands macht.
Für die nächsten zwei Stunden ging es dann auf zur letzten Etappe unserer Fahrt. Doch plötzlich war eine Sache ganz anders - wir fuhren auf der „falschen“ Seite! Der Linksverkehr war dann doch gewöhnungsbedürftig aufs Erste. Aber unser Busfahrer meisterte dies mit Bravour. Somit schlängelte sich unser Bus auf englischen Straßen hindurch, umgeben von einer blühenden Landschaft aus saftig grünen Wiesen, typisch englischen Dörfern und der ein oder der anderen Schafherde, die auf dem Flachland graste.
Achtung: Bei dieser Fahrt ist die Mitnahme eines Ausweisdokuments (Personalausweis/Reisepass) Pflicht! Bei Ankunft am Hafen in Calais musste jeder von uns, inklusive Busfahrer, aussteigen und sich hintereinander einreihen (engl.: to queue – typisch britisch!) In der UK Border Control oder UK Border Force ging es sehr leise zu und alle wurden mit einem strengen Blick der Mitarbeiter kontrolliert. Dabei verglichen sie unsere Gesichter mit denen auf unseren Passbildern. Wenn alles okay war, wurde dieser wieder zurückgegeben und wir konnten den Kontrollbereich passieren.
Hinweis: Die Reise fand lange Zeit vor dem Brexit statt. Daher galten hier die damaligen Einreisebestimmungen. Eventuelle Änderungen sowie die aktuellen Einreisebestimmungen findet ihr beim Auswärtigen Amt.
Hinweis: Die Angebote unterliegen saisonalen Schwankungen und sind daher nur als Richtwert anzusehen. Sie galten nur zum Zeitpunkt meines Aufenthaltes. Alle anderen Angaben sind ohne Gewähr. Aktuelle Informationen unter: www.dfds.com/de-de/passagierfaehren oder www.directferries.de/calais_faehre.htm
Terminal Car Ferry
62100 Calais